Wer im Rollstuhl unterwegs ist, stößt auf Hindernisse. Aber viele dieser Hindernisse verlieren ihre Schrecken, wenn man sie mit der richtigen Fahrtechnik in Angriff nimmt. Wer seinen Rollstuhl sicher beherrscht, wird mit mehr Bewegungsfreiheit und Selbständigkeit belohnt.
Von Werner Pohl
Ein Sanitätshaus am Rande von Stuttgart an einem sonnigen Frühlingsmorgen. Auf dem Hof hinter dem Haus findet sich eine Gruppe von Studentinnen und Studenten zu einer Exkursion der besonderen Art ein. Allesamt sind sie angehende Stadtplaner und Architekten und ihr Professor hatte die Idee, ihnen ihr künftiges Betätigungsfeld einmal aus der Perspektive von mobilitätseingeschränkten Menschen nahezubringen. Nun wartet ein gutes Dutzend Rollstühle auf die Ausflügler, so dass dem Perspektivwechsel nichts mehr im Weg steht.
Wie nicht anders zu erwarten, geben die Rollstuhlneulinge ein ziemlich desolates Bild ab. Schon daumenhohe Bordsteine erweisen sich als schier unbezwingbar, Schwingtüren sind heimtückisch, Kopfsteinpflaster frustrierend kräftezehrend. Beim Kapitel öffentlicher Nahverkehr scheitern die meisten an der Zehn-Zentimeter-Lücke zwischen S-Bahnwagen und Bahnsteig. Bei der Nachbesprechung in einem Stadtcafé mangelt es den Stadterkundern nicht an Gesprächsstoff. Die Aha-Erlebnisse sind mit Händen zu greifen.
Natürlich geben solche Experimente nur bedingt Einblick in die Welt „echter“ Rollstuhlnutzer. Sinnvoll sind sie dennoch, denn sie öffnen den Blick für Details, über die sich Fußgänger gemeinhin kaum Gedanken machen. Und selbst wer seit Jahr und Tag auf Rädern unterwegs ist, kann als Begleiter solcher Aktionen noch etwas lernen, und sei es nur, dass gar nicht mehr als hinderlich wahrgenommene Dinge wie flache Bordsteinkanten oder abschüssige Rampen für diejenigen, die aus welchen Gründen auch immer nicht sicher gekippt fahren können, schnell zum Problem werden. Im Übrigen werden diejenigen, die an solchen Aktionen teilnehmen, ja meist mit Rollstühlen aus dem Pflegebereich auf die Reise geschickt, bei denen von Anpassung an den Nutzer nicht die Rede sein kann.
Der Blick in die Praxis indes zeigt, dass auch unter Rollstuhlnutzern perfekt angepasste Rollstühle keineswegs die Norm sind und auch die sichere Beherrschung des Gefährts keine Selbstverständlichkeit. Schade, denn beides sind Voraussetzungen dafür, den ohnehin schon beschwerlichen Alltag so kräfteschonend wie möglich zu bewältigen. Gut mit dem eigenen Rollstuhl zurechtzukommen, ist ein entscheidendes Stück Lebensqualität für jeden, der auf ein solches Gefährt angewiesen ist.
Rollstuhlanpassung ist Spezialistensache
Erste Voraussetzung dafür ist natürlich, dass der Rollstuhl perfekt passt. So wie Kleidung nur bequem, schick und zweckdienlich ist, wenn sie korrekt sitzt, wird auch der Rollstuhl nur dann zum hilfreichen Begleiter durchs Leben, wenn er genau auf seinen Benutzer abgestimmt ist. Dabei ist die genaue Anpassung an die Körpermaße nur ein Faktor von vielen. Welche Lebensgewohnheiten hat der künftige Besitzer, welches Lebensalter? Ist er sportlich oder passiv? Ist er eher häuslich oder viel auf Achse? Welcher Art ist seine körperliche Beeinträchtigung? Es liegt auf der Hand, dass eine so komplexe Aufgabe wie die Bestimmung des optimalen Rollstuhls Spezialistensache ist.
So einleuchtend das klingt, so ernüchternd sieht oft die Praxis aus. Bei weitem nicht jedes Sanitätshaus verfügt über Spezialisten in Sachen Rollstuhlanpassung. Es lohnt sich also, schon bei der Auswahl des Handelspartners genau hinzuschauen. In diesem Zusammenhang sind natürlich Tipps von gleichfalls Betroffenen, idealerweise mit langjähriger Erfahrung, viel wert. Leider sind auch die Kostenträger keinesfalls immer so kooperativ, wie das wünschenswert wäre. Mit den zur Verfügung gestellten Mitteln ist nicht immer das ideale Ergebnis zu erzielen. Das konfrontiert den Betroffenen mit der Frage, ob er es sich leisten kann und will, mit Aufzahlung zum Wunschgefährt zu kommen. Angesichts der Bedeutung, die ein gut angepasster und kräfteschonender Rollstuhl im Alltag hat, spricht alles für die größtmögliche Sorgfalt bei der Auswahl und wer kann, sollte, falls es nicht anders geht, auch den Griff in die eigene Tasche nicht scheuen. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang, so banal das klingt, natürlich eine aufgeschlossene Einstellung zu diesem so wichtigen Hilfsmittel. Wer im Rollstuhl nur das unvermeidbare Übel sieht, tut sich schwerer als jemand, der das Potential sieht, das in der bestmöglichen Versorgung steckt. Freiheit ist eben auch Definitionssache.
Üben tut not
Der optimale Rollstuhl bietet die Voraussetzung für ein Maximum an Mobilität in allen Situationen des Alltags. Das funktioniert aber nur, wenn der Besitzer sein Gefährt auch sicher zu handhaben weiß. Auch hier zeigt die Praxis: Was so einleuchtend klingt, ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Gerade Rollstuhlneulinge brauchen natürlich erst einmal Unterweisung im Umgang mit dem noch ungewohnten Fortbewegungsmittel. Idealerweise erfolgt diese Schulung im Zuge der Erstrehabilitation in Form von Sportunterricht, Hindernis- und Fahrtraining und Stadtausflügen. Anders sieht die Sache aus, wenn im Zuge einer fortschreitenden neurologischen Erkrankung der Rollstuhl zur Notwendigkeit wird. Oft genug fühlen sich die Neukunden von Sanitätshäusern nach erfolgtem Rollstuhlkauf allein gelassen. Hier hilft Eigeninitiative in Form von ein wenig Internet-Recherche weiter. Verschiedene Institutionen wie z. B. der Deutsche Rollstuhlsportverband (DRS), die Manfred Sauer Stiftung, Hersteller wie z. B. Sunrise Medical und andere bieten Kurse an. You Tube- und Facebook-Tutorials liefern Online-Informationen. Und der Austausch mit gleichfalls Betroffenen ist ebenfalls hilfreich.
Vieles ist Kopfsache
Natürlich sind die individuellen Grenzen dessen, was im und mit dem Rollstuhl möglich ist, verschieden, abhängig vom Ausmaß der individuellen Beeinträchtigung. Eine entscheidende Rolle spielt aber vor allem der Kopf. Häufig machen Trainer und Therapeuten die Erfahrung, dass bei ihren Schützlingen mehr ginge, wenn sie sich nur mehr trauten. Wenn die Angst vor dem Sturz ständiger Begleiter ist, ist sicheres und entspanntes Fahren schwer. Da hilft letztlich nur beständiges Üben. Mit wachsendem Selbstvertrauen kommt auch die Sicherheit im Umgang mit herausfordernden Situationen.
Sicherheit gibt Freiheit
Es geht nicht darum, mit dem Rollstuhl gleich den Skatepark unsicher zu machen, auch wenn Profis im WCMX (Wheelchair Motocross) eindrücklich demonstrieren, wie weit sich die Grenzen der Physik, etwa in der Halfpipe, ausreizen lassen. Viel wichtiger ist es, die ganz normalen Herausforderungen des Alltags sicher zu meistern. Dazu gehören ganz unvermeidlich immer wieder mal kopfsteingepflasterte Wege und Plätze oder Bodenschwellen, die den Stadtbummel erschweren. Oder längere Gefällepassagen, die nicht nur von Nutzern mit unsicherer Oberkörperstabilität besser gekippt überwunden werden, vorausgesetzt, sie beherrschen diese Fahrtechnik sicher. Wie hilfreich ist es, zur Not einmal auf die Rolltreppe ausweichen zu können, wenn der Aufzug wieder einmal defekt ist? Dass das mit dem Rollstuhl möglich ist, erstaunt unbeteiligte Betrachter zwar regelmäßig, aber mindestens wer über uneingeschränkte Arm- und Handfunktion verfügt, kann das problemlos lernen. Bordsteinkanten abwärts und bis zu einer gewissen Höhe auch aufwärts überwinden zu können, macht unabhängig von fremder Unterstützung. Der größte Pluspunkt einer souveränen Handhabung des Rollstuhls liegt aber in der Selbstsicherheit und Gelassenheit, die sich einstellt, wenn man herausfordernden Situationen gewachsen ist. Natürlich fehlt es kaum je an helfenden Händen, wenn man sie benötigt. Aber zu wissen was man auch alleine kann, wenn es sein muss, ist einfach viel wert. Außerdem schont sicheres Rollstuhlhandling die Kräfte, und die sind eine Ressource, mit der Rollstuhlnutzer geizen sollten.
Last but not least: Wer vor den Hürden jenseits der Wohnungstürschwelle keine Angst hat, nimmt sie auch eher in Angriff. Rollstuhlnutzer, die aus Furcht vor kritischen Situationen am liebsten zuhause bleiben, setzen einen großen Teil ihrer Lebensqualität aufs Spiel.
Wie komme ich zum bestmöglichen Rollstuhl und wie lerne ich, souverän damit umzugehen? Die Redaktion von Lebensnah hat sich auf der Suche nach Antworten auf diese Fragen mit Profis unterhalten. Matthias Schilling, sportlich aktiv und seit vielen Jahren selbst aufgrund einer Querschnittlähmung Rollstuhlfahrer, berät in einem großen Sanitätshaus im Südwesten Deutschlands Kunden in Sachen Rollstuhlauswahl und –anpassung. Nico Kühnle ist Sport- und Gymnastiklehrer und leitet in der Manfred-Sauer-Stiftung regelmäßig den Kurs „Mobilitätstraining für Rollstuhlfahrer“. Im Interview erzählen sie, warum es wichtig ist, zum Experten in eigener Sache zu werden und warum angstfreies Rollstuhlfahren im Kopf beginnt.
Matthias Schilling: „Ein gut passender Rollstuhl gibt Freiheit“
Worauf kommt es bei einer guten Rollstuhlanpassung in erster Linie an?
Zunächst einmal darauf, dass die wichtigsten Einstell-Parameter stimmen - korrekte Sitzbreite und –länge und korrekte Rückenhöhe. Es spielt eine Rolle, ob es sich um eine Erstversorgung handelt, oder ob der Nutzer schon lange im Rollstuhl sitzt und weiß, was er braucht und was er will. Bei einem Neu-Rollstuhlfahrer werden sich die Einstellungen wahrscheinlich noch ändern, erfahrene Nutzer werden von sich aus wissen, worauf es ihnen ankommt.
Was sind die häufigsten Fehler, die bei der Rollstuhlanpassung gemacht werden?
Dass der Stuhl nicht auf das Krankheitsbild abgestimmt ist. Warum und mit welchen körperlichen Einschränkungen jemand Rollstuhl fährt, spielt eine große Rolle. Häufig sind Rollstühle zu groß bemessen, etwa, was die Sitzbreite betrifft. Wenn der Stuhl dem Becken keinen Halt gibt, wirkt sich das nachteilig auf das Handling aus. Der Stuhl muss, gerade bei aktiven Nutzern, einen guten Körperkontakt vermitteln. Außerdem schränkt ein kompakter Stuhl weniger ein, wenn's mal an einem Türrahmen oder in einer Aufzugkabine eng wird.
Im Fahrradbau hat sich in den zurückliegenden zwanzig Jahren enorm viel getan. Gilt das auch für die Entwicklung bei den Rollstühlen?
Nicht in dem Maße wie bei den Fahrrädern. Es gab auch vor zwanzig Jahren schon relativ leichte Rollstühle. Gewichtsersparnis bei Rollstühlen hat eher etwas mit der Auswahl der Anbauteile zu tun. Wer sich hier auf das Nötigste beschränkt, fährt leichter. Leichtbau um jeden Preis ist aber auch nicht die Lösung, weil das zulasten der Stabilität geht. Auch der Nutzungskomfort spielt eine Rolle. Handschonende Greifringe mit umlaufender Gummilippe und ergonomischem Profil bringen zwar zusätzliches Gewicht auf die Waage, können aber trotzdem eine gute Wahl sein.
Gibt es ohne Wenn und Aber alltagstaugliche Allzweckrollstühle, oder braucht es je nach Nutzungsgewohnheiten auch mehr als einen?
Ein sehr aktiver Nutzer wird auf Dauer nicht mit einem Rollstuhl auskommen. Wer viel mit dem Auto unterwegs ist, wird wegen des Verladevorgangs einen Faltrollstuhl bevorzugen. Für Zuggeräte oder Adaptivbikes ist ein Starrrahmen die bessere Wahl. Es bietet sich an, für die Freizeit- und Sportaktivitäten standardmäßig einen Zweitrollstuhl zu nutzen. Gegebenenfalls muss der Nutzer in Erwägung ziehen, einen solchen aus der eigenen Tasche zu bezahlen.
Falter oder Starrrahmen – der eine macht sich klein, der andere fährt sich besser. Welche Argumente spielen sonst noch eine Rolle bei der Entscheidung?
Das ist mehr oder weniger eine Glaubensfrage. Spätestens wenn es ans Autofahren geht, spielt der Falter seine Vorteile aus, weil er sich besser verladen lässt. Auch verfügen Falter in der Regel über mehr Einstellmöglichkeiten, was zu Beginn der Versorgung eine Rolle spielt. Starrrahmen sind dagegen bei geringerem Gewicht stabiler, haben bessere Fahreigenschaften und sind weniger kraftaufwendig zu fahren.
Viele Einstellmöglichkeiten zu haben, bedeutet notwendigerweise, ein höheres Rollstuhlgewicht in Kauf zu nehmen. Ist ab einem bestimmten Zeitpunkt ein maßgeschneiderter Rollstuhl, der auf Einstelloptionen verzichtet, die bessere Lösung?
Wenn der Kunde genau weiß, was er will und was er braucht, kann das eine Option sein. Wer sechs Monate lang keine korrigierenden Einstellungen mehr an seinem Rollstuhl vorgenommen hat, sich also auch körperlich nicht mehr verändert, kann über eine solche Lösung nachdenken.
Welche Rolle spielen die Lebensgewohnheiten des Nutzers bei der Wahl des Fahrzeugs?
Naturgemäß eine große Rolle. Wer etwa viel mit dem Auto unterwegs ist, häufig ein- und aussteigt, braucht einen Stuhl, der so wenig Kraft wie möglich zum Verladen erfordert. Wer darüber nachdenken muss, ob sich eine Fahrt wegen des Verladevorgangs überhaupt lohnt, schränkt sich unnötig ein. Wichtig ist auch, dass die Sitzposition optimal an die Nutzungsgewohnheiten angepasst ist. Es gibt dafür keine einheitlichen Regeln. Ein sehr aktiv eingestellter Stuhl schont die Kräfte, denn je weniger Gewicht auf den kleinen Lenkrollen liegt, desto leichter fährt sich der Stuhl. Das setzt allerdings eine sichere Beherrschung des Gefährts und ein gewisses Maß an Rumpfstabilität voraus, denn dadurch wird der Rollstuhl natürlich auch „kippeliger“. Zwei Rollstuhlfahrer mit der gleichen Lähmungshöhe können mit ganz unterschiedlichen Stühlen gut bedient sein, weil der eine sehr aktiv und bewegungshungrig, der andere eher passiv ist. Welcher Stuhl letztlich optimal passt, entscheidet sich eher am Charakter des Nutzers.
Wie kooperativ sind die Kostenträger, wenn es um die optimale Versorgung eines Nutzers geht?
Viele Kostenträger sind grundsätzlich gesprächsbereit. Als Mitarbeiter eines Sanitätshauses weiß man, was geht und wo es schwierig wird. Mit guter Argumentation kann man einiges erreichen. Häufig führt für eine optimale Lösung allerdings kaum ein Weg daran vorbei, dass der Kunde zuzahlt. Obligatorisch ist auch eine Lageranfrage, d. h., wir müssen im Fundus unserer Gebrauchtrollstühle nach einer Versorgung suchen. Damit ist natürlich kaum eine wirklich passgenaue Lösung zu erreichen.
Autokäufer haben oft ziemlich genaue Vorstellungen von dem, was sie wollen. Kann man das von Rollstuhlnutzern auch sagen?
Nicht zwingend, es gibt da große Unterschiede. Wenn jemand genau weiß, was er will, macht das die Sache natürlich leichter, vorausgesetzt ich sehe, dass er schon in einem gut angepassten Stuhl sitzt. Bei Erstversorgungen ist der Beratungsbedarf naturgemäß höher. Neu-Nutzern muss man unter Umständen erst nahebringen, dass ein ausgeprägter Sturz der Räder vielleicht schick aussieht, im Alltag aber nur Nachteile hat und wie wichtig es ist, dass ein Rollstuhl von seinen Abmessungen her so kompakt wie eben möglich sein sollte.
Wie ist es generell um den Kenntnisstand von Rollstuhlnutzern bezüglich ihres Gefährtes bestellt? Gehen sie die Aufgabe gut informiert an, oder herrscht eher Beratungsbedarf?
Auch da gibt es große Unterschiede. Manche Nutzer können auf Nachfrage noch nicht einmal genau sagen, ob sie in einem Faltrollstuhl oder einem Starrrahmenmodell unterwegs sind und kennen auch ihre Rollstuhlmarke nicht. Andere sind sehr sachkundig und haben genaue Vorstellungen. Auch die mentale Einstellung zum Rollstuhl spielt eine große Rolle. Wem das Thema gleichgültig ist oder wer sich nur widerstrebend damit befasst oder seinen Rollstuhl gar als Feind empfindet, der geht natürlich anders damit um wie jemand, der das Potential eines gut angepassten Rollstuhls erkennt und die bestmögliche Versorgung als ein Stück persönliche Freiheit empfindet.
Nico Kühnle: „Ängste werden im Kopf überwunden“
Zu Ihnen kommen Rollstuhlnutzer mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten im Rollstuhlhandling. Was sind die größten Probleme, mit denen sie zu kämpfen haben?
Wenn man es ein Problem nennen kann, dann ist es natürlich die individuelle Lähmungshöhe, die naturgemäß beeinflusst, was in Sachen Rollstuhlhandling möglich ist. Oftmals ist es auch so, dass die Rollstühle nicht optimal auf den Benutzer / die Benutzerin eingestellt sind. Das größte Problem auf dem Weg, Fortschritte zu machen, ist für viele aber der Kampf mit sich selbst, das, was sich im Kopf abspielt. Die Angst vor Stürzen erzeugt eine Blockade.
Sie werfen bei Ihren Kursen natürlich auch einen Blick auf die Rollstühle, und wie gut diese an ihre Nutzer angepasst sind. Gibt es da viel zu bemängeln?
Die Rollstühle sind oft sehr passiv eingestellt. Das schränkt die Nutzer in ihrer Mobilität und Selbstständigkeit sehr ein. Vorhandene Armlehnen sind fast immer unnötig und unvorteilhaft. Schwierigkeiten bereiten auch zu alte Rollstühle. Da sperren sich häufig die Krankenkassen, wenn es um Abhilfe in Form eines neuen Stuhls geht.
Wie ist es um die Sachkenntnis ihrer Kursteilnehmer bestellt? Haben Sie den Eindruck, dass es sich mehrheitlich um Profis in eigener Sache handelt, wenn es um Rollstuhlfragen geht, oder wissen sie oft nicht, was der Markt so bietet?
Ich finde, die Kursteilnehmer sind generell gut informiert. Ein positiver Nebeneffekt unserer Kursangebote: Durch den Austausch mit den anderen Teilnehmern lernen sie auch Neues kennen.
Haben Ihre Kursteilnehmer in der Regel eine gute Unterweisung für den Umgang mit ihrem Rollstuhl erhalten, oder findet die erst in Ihren Kursen statt?
Es kommen häufig frisch Verunfallte, die mit ihrem Rollstuhl überfordert sind. Von denen ist oft die Aussage zu hören, dass sie einfach in ihren Rollstuhl reingesetzt wurden. Unsere Kursangebote sind für jeden offen, vom Neuling bis zum Fortgeschrittenen. Auf diese Weise kommen sehr gemischte Gruppen zustande, in denen jeder von jedem lernt.
Wie weit hängt die Fähigkeit, mit seinem Rollstuhl souverän umgehen zu können, vom Grad der Einschränkung ab und wie weit von der persönlichen Lernbereitschaft und Experimentierfreude?
Wie schon eingangs gesagt, stehen sich die Rollifahrer meistens selbst im Weg. Sie können mehr als sie sich selber zutrauen. Der Kopf ist entscheidend, wenn es darum geht, Ängste zu überwinden
Wie wichtig ist körperliche Fitness, um gut mit dem Rollstuhl zurechtzukommen?
Jedes extra Kilo kostet unnötig Kraft und belastet die Schultern. Darum ist es wichtig, den Körper fit zu halten. Das ist auch der Grund, warum wir bei unseren Kursen jeden Tag eine Krafteinheit einlegen. Das fördert die Stabilität.
Ist Sport eine gute Begleitmaßnahme für Rollstuhlbeherrschung oder reicht es, für den ganz normalen Alltag gerüstet zu sein?
Sport und Bewegung sind natürlich in jeder Lage des Lebens wichtig. Rollstuhlfahrer brauchen ihre Kraft, um den Alltag gut meistern zu können und um Problemen mit ihren Schultern vorzubeugen. Außerdem wirkt sich Sport positiv auf die noch vorhandene Rumpfstabilität und das damit einhergehende Rollstuhlgefühl beim Kippen aus.
Welche Note geben Sie der durchschnittlichen deutschen Stadt in Sachen Rollstuhleignung aus der Sicht von Betroffenen?
Ich bin selber nicht in der Position, so etwas zu beurteilen, weil ich nicht jeden Tag darauf angewiesen bin. Deshalb kann ich nicht gut eine Note vergeben. Was ich immer höre, ist, dass sich einiges getan hat, dass es aber definitiv noch mehr sein dürfte.
Die dargestellten Erfahrungsberichte, Aussagen und Meinungen beziehen sich auf die abgebildete Person. Diese Aussagen sind repräsentativ für die Erfahrungen dieser Person, die genauen Ergebnisse und Erfahrungen sind jedoch für jede einzelne Person einzigartig und individuell.
Loading content...
Sie verlassen nun die Website von Hollister Incorporated und rufen eine Website auf, die nicht von uns betrieben wird. Hollister Incorporated ist nicht für den Inhalt oder die Verfügbarkeit verknüpfter Seiten verantwortlich. Beachten Sie bitte, dass verknüpfte Seiten andere Sicherheits- oder Datenschutz-Richtlinien aufweisen können.