Neuanfang nach einer Rückenmarksverletzung

Nach einer Rückenmarksverletzung (RMV) kann sich das eigene Selbstbild ändern. Die Genesungsphase kann aber auch eine Zeit der positiven Selbstbeobachtung und Neufindung sein. Lesen Sie, wie Anita Lowther ihr Selbstbild nach einer Rückenmarksverletzung gestärkt hat.

Erfahren Sie, wie eine neue Denkweise und die Unterstützung ihrer Familie Anita dabei geholfen haben, Selbstvertrauen zu gewinnen.

Dieser Artikel basiert auf von Sue Lennon durchgeführten Interviews. Sue ist Krankenschwester, Therapeutin, Pädagogin und Coach mit fast drei Jahrzehnten Erfahrung in der onkologischen Krankenpflege – einschließlich Urologie und Stomapflege. Sie legt großen Wert auf die Kommunikation zwischen Pflegepersonal und Betroffenen und bemüht sich um eine wirklich ganzheitliche Pflege.

In der ersten Zeit nach einer Rückenmarksverletzung kann das Selbstwertgefühl leiden. Mit einer neuen Perspektive und der Hilfe von Menschen, die Ihnen nahe stehen, können Sie sich selbst und Ihre Lebensumstände jedoch auf eine andere, positivere Weise betrachten.

Anita, die in Großbritannien lebt, ist ein inspirierendes Beispiel für die Neufindung nach einer Verletzung. Im Jahr 2007 wurde bei ihr das Cauda-Equina-Syndrom diagnostiziert, eine seltene und schwere Form der Stenose der Wirbelsäule, bei der die Nerven im unteren Rückenbereich stark komprimiert sind. Nach sechs Operationen und einem zweiwöchigen Krankenhausaufenthalt war sie im Alter von 39 Jahren inkontinent. Heute jedoch „genießt sie das Leben in vollen Zügen“ und führt ihre psychologische und emotionale Wandlung auf den Prozess ihrer Neufindung zurück.  

Die eigene Realität nach der Verletzung akzeptieren

Um sich nach einer Querschnittlähmung neu zu finden, besteht eine der Grundvoraussetzungen darin, die Realität nach der Verletzung zu akzeptieren. Für Anita erforderte dies eine Veränderung ihrer Denkweise. „Ich habe versucht, mich auf das zu konzentrieren, was ich tun kann, und nicht auf das, was ich nicht kann oder was mir schwerer fällt“, sagt Anita.  

Obwohl sich Anita hin und wieder mit Unterarmgehstützen fortbewegen kann, ist ihr klar geworden, dass sie zusätzlich einen Rollstuhl braucht. „Manchmal benutze ich einen Rollstuhl, weil ich sonst stürzen könnte. Ich akzeptiere, dass ich mich nicht mehr immer alleine fortbewegen kann“, meint sie. „Aber ich bin immer noch ich selbst. Man ist, wer man ist.“

Unterstützung durch Familie und Freunde

Sich neu zu finden war ein Prozess, der für Anita vor allem daraus bestand, ihr neues Leben zu akzeptieren, positiv zu denken und praktische Lösungen für Hindernisse zu finden. Ihre Familienangehörigen trugen jedoch dazu bei, die Genesung nach der Verletzung zu beschleunigen, indem sie ihre eingeschränkte Mobilität in ihrem Alltag berücksichtigten und ihr neue Perspektiven aufzeigten.

„Ich habe meinen Jungs beim Fußballspielen zugesehen, aber die Anreise zu den Spielen war schwierig, weil es keine Toiletten gab, die ich benutzen konnte“, so Anita. „Ich habe diese Hürde überwunden, indem ich einen Katheter entdeckt habe, der für mich funktioniert. So konnte ich in der Halbzeitpause im Auto meine Blase entleeren.“ Es dauerte etwas, bis Anitas vier Söhne, vor allem die jüngeren, sich an ihren neuen Zustand gewöhnt hatten, aber dann stellten sie sich schnell darauf ein. „Früher habe ich mich morgens in ihre Betten gelegt, mit ihnen geredet, gekuschelt und ihnen etwas vorgelesen“, erzählt sie. „Jetzt kommen sie zu mir, anstatt dass ich zu ihnen gehe.“

Auch die positive Einstellung von Anitas Ehemann war für ihren Neufindungsprozess von entscheidender Bedeutung. Er stärkte kontinuierlich ihr Selbstwertgefühl, indem er ihr eine neue Perspektive darauf eröffnete, wie andere sie sehen könnten. „Mike sagt mir immer, dass die Leute nur mein schönes Lächeln und meine Persönlichkeit wirklich bemerken. Er erinnert mich daran, dass es wichtig ist, daran zu denken, was die Leute jetzt in mir sehen“, sagt sie. „Es geht darum, sich selbst zu lieben, bevor andere einen lieben können. Wenn man das Vertrauen in sich selbst verliert, braucht man Menschen um sich herum, die einen daran erinnern, dass man immer noch dieselbe Person ist. Dass man immer noch schön ist.“

Das Selbstvertrauen zurückgewinnen

Die Tage, Wochen und Monate nach einer Querschnittlähmung sind eine Zeit des Umbruchs - sowohl körperlich, als auch emotional. Es ist wahrlich eine Zeit der Neufindung. Anitas positive, konstruktive Einstellung und die Unterstützung ihrer Familie haben ihr Selbstwertgefühl und ihr Selbstvertrauen gestärkt. „Auf lange Sicht habe ich mehr Selbstvertrauen gewonnen, weil ich Hindernisse überwinden musste“, meint Anita. „Sobald man solche Herausforderungen gemeistert hat, fängt man an zu denken: ‚Ja, ich kann das schaffen‘. Ich habe mehr inneres Selbstvertrauen gewonnen, von dem ich nicht wusste, dass ich es überhaupt hatte.“

 


 Finanzielle Offenlegung: Anita hat von Hollister Incorporated eine Vergütung für ihre Beiträge zu diesem Artikel erhalten.